Katrin Riedl

Lernprozessbegleiterin, Siemens Professional Education, Siemens AG

Ich bin seit 2011 in der Siemens Professional Education, kurz SPE, in Regensburg beschäftigt und seit 2014 als Lernprozessbegleiterin für die dual Studierenden der Siemens AG und unseren Kooperationspartnern eingesetzt. In der SPE werden den Lernenden die fachlichen Inhalte entsprechend ihres dualen IHK-Berufes vermittelt, aber auch weiterführende, überfachliche Themen zur Erweiterung der beruflichen Handlungskompetenz, sowie studienvorbereitende Inhalte, beispielsweise in Mathematik. Darüber hinaus übernehmen wir die Koordination und Planung der Zeiträume in den Semesterferien und im Praxissemester. Neben meiner Tätigkeit als Ausbilderin bin ich insbesondere die Schnittstelle und erste Anlaufstelle für die Dualis, die einstellenden Betriebe und die Hochschule.

Seit wann kooperieren Sie mit der OTH Regensburg im dualen Studium? Wie viele Dualis sind aktuell bei Ihnen im Unternehmen beschäftigt? 

Wir kooperieren bereits seit 2004 mit der OTH in Regensburg, mittlerweile in sechs verschiedenen technischen Studiengängen. Insgesamt haben bei der Siemens AG in Regensburg und unseren Kooperationspartnern über 400 junge Leute ihr duales Studium absolviert, aktuell haben wir 77 dual Studierende eingesetzt.

Welche Rolle spielt das duale Studium in der Nachwuchssicherung Ihres Unternehmens? Gerne auch im Vergleich zu der Einstellung anderer Hochschulabsolvent*innen.

Besonders im Hinblick auf den aktuellen Fachkräftemangel ist das duale Studium ein wichtiges Instrument zur Nachwuchssicherung in unseren Unternehmen. Im Vergleich zu einem reinen Hochschulstudium gewährleistet das duale Studium neben der akademischen auch eine praxisnahe technische Ausbildung. Diese Verzahnung dient den dual Studierenden, indem sie ihr an der Hochschule erworbenes Wissen unmittelbar in der Praxis anwenden und damit Zusammenhänge besser verstehen können. Da die Betriebe international tätig sind, bietet sich für die Lernenden während der Studienzeit auch die Möglichkeit, Standorte im Ausland kennenzulernen.
Die Unternehmen profitieren davon, dass die Student*innen während der gesamten Zeit bereits an die Firma gebunden werden. Außerdem können sie sowohl aktuelle Erkenntnisse aus der Wissenschaft und dem Studium, aber auch die praxisorientierten Inhalte der Ausbildung im Unternehmen einbringen. In der SPE werden alle unsere dual Studierenden fakultätsunabhängig zur Elektrofachkraft ausgebildet, auch diese Zusatzqualifikation fehlt reinen Hochschulabsolvent*innen. Dadurch bekommen die Betriebe nach der Ausbildung leistungsstarke junge Absolvent*innen, die ohne große Einarbeitungszeit zielgerichtet eingesetzt werden können. 

Duale Absolvent*innen bleiben in der Regel im Unternehmen. Welche Karrierewege sind möglich? Gibt es Beispiele, von denen Sie uns berichten wollen? 

Für einen Großteil der Studierenden kristallisiert sich schon während der Ausbildungszeit heraus, in welchem Bereich des Unternehmens sie später landen und es ergibt dadurch frühzeitig eine gegenseitige Bindung. 
So unterschiedlich die Kooperationspartner und die Studiengänge sind, so vielfältig sind auch die Karrierewege danach. Unsere Absolvent*innen finden sich in vielen Bereichen, angefangen von der Fertigungsplanung und -steuerung, über den Einsatz in spannenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten, bis hin zur praxisnahen Prozessbetreuung oder im Qualitätsmanagement. Im Anschluss an den Bachelorabschluss folgt für viele ein Masterstudium. Auch hier gibt es berufsbegleitende Modelle, um dies weiterhin in enger Verzahnung mit den Unternehmen durchzuführen. 

Hat sich das Interesse am dualen Studium, haben sich die dual Studierenden über die Jahre verändert?

Das Interesse am dualen Studium ist über die letzten Jahre ungebrochen. Sind die Bewerbungszahlen für reine Ausbildungsplätze zum Teil stark rückläufig, kann dieser Trend beim dualen Studium nicht beobachtet werden und wir haben jährlich viele motivierte und leistungsstarke Bewerber*innen, die sich nach ihrem Schulabschluss für diesen Weg entscheiden. Zudem sind die Abbruchquoten während des Studiums auch sehr niedrig. Die Schüler*innen, die sich für ein duales Studium entscheiden, tun dies bewusst.